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Ich bin immer wieder beeindruckt, was Menschen mit psychischen Erkrankungen auf die Beine stellen, um nicht nur sich selbst, sondern auch anderen zu helfen. Viele Betroffene engagieren sich ehrenamtlich und gründen Selbsthilfegruppen. Tina und Stefan Loth aus Garbsen bei Hannover zum Beispiel.

Gleich zwei Selbsthilfegruppen haben sie ins Leben gerufen. Immer mit dabei Hund Luna. Quelle: www.depressionen-hannover.de


Erklärtes Ziel ist es, gemeinsame Wege aus der Depression zu finden und Ängste zu überwinden.

Die beiden Gruppen "Hab Mut, es tut gut" und "Mittendrin trotz Angst" bestehen aus jeweils ca. sechs bis neun Teilnehmenden zwischen 30 und 70 Jahren. In erster Linie wollen Tina und Stefan als selbst Betroffene Verständnis für psychische Erkrankungen wecken, Unterstützung und Lösungen anbieten und den Austausch untereinander fördern. Wie erkläre ich zum Beispiel Familie oder Partner*in was los ist? Wie meistere ich Hürden im Berufsleben? Wie gehe ich mit Trauer, Einsamkeit oder Schlafstörungen um? Dazu veranstalten die beiden regelmäßige Aktionen wie Spaziergänge, gemeinsames Grillen, Vorträge von Fachleuten oder Lesungen. So wurde auch ich eingeladen, aus meinem Buch "Spinnst du? Warum psychische Erkrankungen ganz normal sind" zu lesen.


Zur anschließenden Podiumsdiskussion waren die systhemische Therapeutin Wencke Wassermann und die Filmemacherin Andrea Rothenburg geladen, außerdem der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Depressionsliga, Armin Rösl sowie Andreas Landmann, Geschäftsführer des Projektes Probsthagen.


Durch den Abend führte Dr. Maik Behrend, der einen Suizid überlebte, seinen Job als Arzt aufgab und nun bei der EUTB Schaumburg tätig ist. Für die Organisation des Abends wurden Fördermittel der Krankenkassen AOK und Audi BKK eingeholt, so dass die Veranstaltung sogar als Livestream übertragen werden konnte.


Wenn du selbst eine Selbsthilfegruppe suchst oder sogar eine gründen möchtest, dann

kann die Nationale Kontakt- und Informationsstelle (Nakos) – eine Art bundesweites Infoportal zu Selbsthilfegruppen – dabei helfen.



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Autorenbildsonja koppitz

Lesung im Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen.

 

Lesung von Sonja Koppitz im Garten der psychiatrischen Tagesklinik Treuenbrietzen
Foto: Ina Tessnow

Ich wurde von Dr. Eike Ahlers, Chefarzt der Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Johanniter-Krankenhauses Treuenbrietzen, eingeladen im Garten der Tagesklinik aus meinem Buch "Spinnst du? Warum psychische Erkrankungen ganz normal sind" zu lesen.


Dr. Ahlers habe ich bereits 2019 kennengelernt. Damals arbeitete er noch im Benjamin Franklin Klinikum in Berlin-Steglitz, wo ich für meinen Podcast "Spinnst du?" recherchierte. Als ein junger Mann, dessen Vater drohte sich umzubringen, in die Notaufnahme kam, durfte ich mit Aufnahmegerät dabei sein.


Dies war in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmesituation, wie Dr. Ahlers in seinen einleitenden Worten zur Lesung zugab, denn er war damals mindestens genauso aufgeregt wie ich. Dennoch konnte er den jungen Patienten durch ein einfühlsames Gespräch etwas erleichtern.

Aus dem Podcast ist dann später mein Buch entstanden. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich für eine Lesung ins Johanniter-Krankenhaus nach Treuenbrietzen kommen durfte, dessen psychiatrische Klinik Herr Dr. Ahlers inzwischen leitet. Die Veranstaltungsreihe der Fachklinik läuft unter dem Motto „Alles gut!?“ Die Überschrift mit dem Fragezeichen passt sehr gut. Denn natürlich ist nicht alles gut, wenn Menschen mit psychischen Erkrankungen in Deutschland wochen- oder sogar monatelang auf einen Therapie- oder Klinikplatz warten müssen oder wenn Betroffene immer noch stigmatisiert werden.


Autorin Sonja Koppitz im Publikums-Gespräch  über ihr Buch "Spinnst du? Warum psychische Erkrankungen ganz normal sind" bei einer Lesung im Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen
Foto: Britta Nothnagel

Aus den geplanten 60 Minuten Lesung sind schließlich knapp zwei Stunden geworden, denn ich tausche mich immer wieder gerne mit anderen Betroffenen, deren Angehörigen oder Behandelnden aus, stelle und beantworte Fragen. Das hilft auch mir persönlich, weil ich immer wieder merke - ich bin nicht allein mit dem Thema. Und: meine Offenheit ermutigt auch andere, ihre Erfahrungen und damit auch die Last zu teilen. Es berührt mich, wenn ich mit meiner Arbeit andere berühre und sich Menschen zu Wort melden, die sich sonst nicht trauen.

Beim anschließenden Signieren war Zeit für viele weitere Gespräche, z. B. mit einem Herren, der sagt, mein Buch sei das erste in seinem Leben, das er sich kauft, sonst gehe er immer an Bücherzellen. Oder mit der Dame, die statt zur Zeugnisfeier ihres Kindes erstmal zur Lesung gekommen ist. Oder die Frau, die erst wenige Tage zuvor eine langjährige Freundin mit einer psychischen Erkrankung durch einen Badeunfall verloren hat. Lange überlegt sie, welche Widmung ich ihr ins Buch schreiben soll und entscheidet sich schließlich für die Worte „In Erinnerung an …“.


Vielen Dank an alle, die diese Lesung zu etwas ganz Besonderem gemacht haben! Zum Schluss noch ein kleiner atmosphärischer Eindruck in Videoform:




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Autorenbildsonja koppitz

Die Depression ist eine multifaktorielle Erkrankung. Das ist Wissenschafts-Sprech und heißt soviel wie, "Wir kennen die Ursachen auch nicht so genau". Toll.




Ich könnte diese Liste unendlich fortsetzen. Am Ende ist es vielleicht eine Mischung aus allem oder etwas ganz anderes. Die Forschung wird es hoffentlich irgendwann zeigen. Vor diesem Hintergrund habe ich persönlich irgendwann aufgehört, mich zu fragen "Warum ich?" Warum mich immer wieder mal eine depressive Episode ereilt, kann mir niemand beantworten.


Ich habe das WARUM abgelegt und bin zum WIE übergegangen. Ich frage mich regelmäßig, wie gehts mir eigentlich gerade? Wie möchte ich leben? Und was kann ich aktiv dafür tun?


Über all das und noch viel mehr habe ich mit Kira Siefert in ihrem Podcast "Soulfoodjourney" gesprochen.



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